Nach einem Extremgleitflug aus dem Jura kam ich wieder in Deutschland an. Und auch der letzte Stop in Donaueschingen war wie fast die ganze Reise wirklich super...
Hier die Details:
Auch hier in Deutschland macht Reisesegelflug Spaß. Aber der Reihe nach… Meinen Start in Pontarlier habe ich so lange wie möglich hinaus gezögert. Es war eher Freibadwetter als Flugwetter - sehr trocken und fast keine Wolke am Himmel. Zudem viel Wind.
Nach dem Start bin ich direkt mit Halbgas zum einzigen erkennbaren Wolkenfeld des Tages am Hauptkamm des Schweizer Jura geflogen. Dort ging es erst einmal brachial nach oben, im oberen Bereich des Bartes dann eher mäßiger, aber doch bis 2800 m. Das sollte auch die einzige brauchbare Thermik bis Deutschland gewesen sein. Nach dem Abflug aus diesem Wolkenfeld hieß es nur noch den Steuerknüppel gut festhalten und versuchen das Flugzeug irgendwie gerade zu halten. Die Böen waren so extrem, dass ich wirklich an meiner Entscheidung zu fliegen zweifelte. Aber der entscheidende Vorteil war: 40 km/h Rückenwind! Das hatte ich in den ganzen vergangenen 4 Wochen noch nicht. Deshalb war ich trotz extrem gemäßigter Airspeed mit einer Groundspeed von 150 -200 km/h in ultrakurzer Zeit in Zürich. Leider waren die Aufwinde dort in keinster Weise nutzbar. Der Flieger wurde nur hin und her geworfen, ohne auch nur einen Zentimeter zu steigen.
Also doch wieder Motorbetrieb um den Schwarzwald hinauf zu „kriechen“. Mit Rückenwind im Luv der Berge aber kein Problem, Halbgas war völlig ausreichend. Damit war auch klar, dass ich in Donaueschingen landen würde. Immerhin brauchte ich für den gesamten Flug nur 4 Liter Kraftstoff, was in Anbetracht der 2 brauchbaren Bärte an diesem Tag doch extrem sparsam war. Das Klippeneck als Landeplatz hätte ich sicher auch erreicht, aber die Infrastruktur dort war mir zu unsicher. Ich wusste nicht ob ich dort überhaupt jemanden antreffen würde, ob das Hotel dort geöffnet war, usw. Dann doch besser Donaueschingen. Ein Hotel direkt am Platz, Tankstelle und Stadt nebenan. Im Nachhinein gesehen eine super Wahl!
Nach der Landung hatte ich aber zunächst mit dem Rollweg zu kämpfen. Ein 10 m breiter Rollweg mit 30 cm hohen Pistenbeleuchtungen sind definitiv nichts für ein Segelflugzeug. Bei der Landung sollte man deshalb wenn möglich nicht den Abrollweg in der Mitte der Bahn verwenden, sondern in Richtung 36 bis Ende der Bahn rollen und in Richtung 18 zumindest erst die zweite Abzweigung verwenden, dann geht's besser. Das wusste ich aber nicht... Also den Rest des Taxiways am Haken hinter dem Auto von Wolfgang. Er hat mir auch gleich sehr viel mehr geholfen, mich zur Tankstelle nahe des Flugplatzes gefahren und mir auch ein bisschen Donaueschingen gezeigt. Die Stadt ist extrem sehenswert! Eine schönes Residenzstädtchen, mit einigen schönen Eiscafes und Restaurants. So wie ich das sehe ist Donaueschingen allemal einen Stop mit dem Flugzeug wert.
Abends gab es ein cooles Grillfest von Peter, der seinen runden Geburtstag feierte. Ich muss sagen, die Stimmung war sehr gut und die Mitglieder des LSB wissen definitiv wie man richtig feiert 😉. Als ich am nächsten Tag aufbrechen wollte, war nur irgendwie das gute Wetter abhanden gekommen. Der Himmel war vollständig bedeckt, zumindest bis um 2 Uhr Nachmittags. Also entschied ich mich um 12 Uhr noch eine Nacht in dem sehr schönen Hotel direkt am Flugplatz zu bleiben, was auch eine wirklich gute Entscheidung war.
Die Windenabnahme der LSB’ler am nächsten Tag war ziemlich kurzweilig, eine nette Fliegergruppe. Und gegen später lernte ich, dass es auch noch andere Flieger gibt, die ähnliche Aktionen starten wie ich. Einige, z. B. Axel sind wohl immer wieder weiter unterwegs mit ihren Fliegern. Super interessant ein paar Erfahrungen auszutauschen zu können und zu sehen wie es anderen dabei so ergeht. Alles in Allem scheinen alle positive Erfahrungen beim Wandersegelflug zu sammeln. Am nächsten Morgen brach ich aber definitiv nach Aalen auf. Ein Zimmer hatte ich in der Flugplatzgaststätte auch schon reserviert, obwohl ich das am Vortag eigentlich nie mache. Wer weiß schon wo er am nächsten Tag tatsächlich landen wird…
Der eigentlich kurze und einfache Flug über die Schwäbische Alb nach Aalen gestaltete sich dann doch schwieriger als gedacht. Zu Beginn gut, dann ein großes blaues Loch zwischen Albstadt und Laichingen. Dort verlor ich 1500 m Höhe und bin gerade so über Laichingen in 250 m Höhe wieder weg gekommen. Glücklicherweise bin ich dort ein Jahr geflogen und kenne deshalb die lokalen Thermikhotspots ganz gut… Danach wieder kein Problem nach Aalen zu kommen.
Es ist doch ganz gut endlich mal wieder am Heimatflugplatz zu sein und ein paar bekannte Gesichter zu sehen, obwohl ich mich erst einmal wieder an die Gepflogenheiten dort gewöhnen musste. Große Freiheit ade! 😉 Aber es war ein schöner Abend mit den Vereinskollegen. Am Schluss gab es bei Andi und Silvia noch einen sehr guten Nachtisch. Am nächsten Tag hatte ich noch einen Abschlussflug geplant.
Ein Flug ohne klar definiertes Ziel! Und dazu noch in den sehr guten thermischen Bedingungen auf der Schwäbischen Alb. Das war verglichen mit den Herausforderungen der vergangenen Woche extrem relaxt Flug im OLC. Ein freier Flug bei dem man sich die perfekten Flugbedingungen heraus picken kann ist im Nachhinein betrachte doch viel einfacher, als ein Flug mit klar definiertem Start und Ziel. Es gibt dabei einfach viel weniger Möglichkeiten thermisch gute Strecken "herauszupicken". Und dazu fliegt man nur in einem einzigen thermischen Gebiet, und nicht in mindestens 2 oder 3 thermisch völlig unterschiedlichen Gebieten von denen sicher eines davon nicht gut geht.
Somit kein Stress für mich, fliegen bis die Thermik den Dienst versagte - aber doch etwas mehr Stress für die Vereinskollegen, die ohne Motor unterwegs waren. Problem: 40 km/h Wind. Gegen diesen Wind abends zurück zum Platz fliegen ist natürlich auch eine nicht ganz so kleine Herausforderung. Andi hat es dann auch nicht mehr ganz nach Hause gereicht und er konnte seine erste wirkliche Außenlandung in einem schönen Acker machen. Manfred konnte sich gerade noch nach Aalen retten. Der Landeplatz war aber nicht weit vom Flugplatz Aalen entfernt und so konnten wir ihn relativ schnell zurückholen. Er hatte auch schon Bekanntschaft mit dem Bauern gemacht. Der hatte seinerseits schon schlechte Erfahrungen mit Außenlandungen gemacht, nachdem er wegen eines umgerissenen Zaunes sein Vieh schon einmal wieder einfangen musste... Aber wie man auf dem Bild sieht kann man ein Flugzeug auf dem Acker auch ordentlich "einparken" 😉. Und damit das Bild von Außenlandern wieder ins richtige Licht rücken.
Heute hatten wir dann einen gemütlichen Auf- und Abbautag. Und nun bin ich froh auch mal wieder im sonnigen Remstal zuhause zu sein.
Ich muss sagen, ein ganz angenehmer Schluss der Reise...