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  • AutorenbildJochen Elser

Vollgas Spaßfliegerei

Aktualisiert: 7. Jan. 2020


Hallo zusammen, ich sitze hier zuhause vor dem Notebook und denke an heute Nachmittag. Heute lief es mal wieder gut. 9:30 - losfahren nach Aalen. Leider hat sich keiner zum Fliegen gemeldet. Der Wetterbericht "mäßige“ Thermik, "windig", "Schauer" hat wohl einige abgeschreckt. Für mich heißt das nur:

Mäßige Thermik = Reicht für gute 3 h Regionalligafliegen

Windig = Wolkenstraßen bis zum Abwinken

Schauer = Davor Thermik bis zum Anschlag

Ein überschaubares Häufchen von 7 oder 8 Piloten am Start, die meisten wollen auch nur 3-4 h Liga (Bundesliga) fliegen. Dazu schöne Wölkchen am Himmel Richtung Norden bei Ellwangen. Nur hinkommen muss man eben, die Wolken sind alle 20 km weg.

Die ersten in der Luft jammern über nur 0,5 m/s Steigen, was aber kein Wunder ist, da die alle mit 50 kg/m² vollgetankt sind und eben in Aalen suchen und nicht in Ellwangen. Kein Problem für meinen Leichtwindsegler. Entschließe mich daher meinen Mut zusammen zu nehmen, zu starten, mich nach Norden schleppen zu lassen und mich dann die Alb hinunter ins Tal nach Ellwangen fallen zu lassen. Hui, da geht es auch noch direkt aus dem Schlepp ins "Saufen" mit 3-4 m/s. Na was soll's, Plan B war und ist eben in Ellwangen zu landen wenn's nicht geht. Geht aber doch - mit 0,5 bis 1,0 m/s, von ganz unten heraus. Na also. Immer noch jammern die andern im Funk, daß die Bärte von unten heraus nicht so doll seien. Joo mei, bisher scheint es ja gereicht zu haben, sonst würden die nicht mehr aus der Luft funken...

So jetzt bin ich unter der Wolke, jetzt heißt es Wolkenstraßen absurfen. Da die Thermik noch nicht soo gut ist, natürlich mit dem Wind (30 km/h), sonst kommt man ja gar nicht vorwärts. Zurück wird die Thermik ja wohl besser sein, da geht es dann von alleine. Einfach hoch und in Richtung Windrichtungsanzeige weiter. Ich merke die Wolken ziehen auf der Südseite heute besser. Also dort bleiben. Begegne Peter Aigen der sich mit seinen 80 l Wasser unter mir abmüht. Ist mir wurscht, der fliegt ohnehin seinen Stiefel. Seine Zeit wird noch kommen, wenn die Bärte besser werden. Die anderen Aalener sind irgendwo verstreut auf der Suche nach guter Thermik. Einziger, der abgeht ist Sebastian Mattner, der meldet sich schon irgendwo vom Feuchtwanger Kreuz (A6/A7). Die Bärte werden besser - manchmal 1 bis 2 m/s, das Wolkenstraßensurfen funktioniert, na geht doch. Einziges Problem, ich muß immer mal wieder nach Norden durch's Saufen springen um nicht zu nahe an den Luftraum Stuttgart heran zu kommen. Irgendwann überfliege ich Heilbronn und wundere mich wieviele Kraftwerke ich dort sehe (drei), irgendwie scheinen die geklont worden zu sein. Und alle dampfen, ich denke Kornwestheim ist abgeschaltet??

Na egal, weiter, 100 km sollten es schon sein in eine Richtung. In Mosbach Erstaunen, da vorne sieht man ja schon das Ende der Vollgasstrecke, da ist das Rheintal. Ach prima, in Walldorf heiratet nächste Woche meine Kusine, schön das zuvor mal von oben gesehen zu haben. Aber plötzlich melden sich alle im Funk mit Schauern im Osten. Ja holla, da wird's aber Zeit umzudrehen. Gegen 30 km/h Wind kann das noch spaßig werden, und das wird's auch. Die ersten 20 km bis Möckmühl nicht, danach sehe ich sie aber schon stehen, besser gesagt im Weg stehen...

Schauer = Labilität und um Schwarzbichler zu zitieren: "Da muß man nahe ran, da stehen die 2, 3, 4 oder auch 5 m/s". Klar, aber andererseits heißt naß werden Gleitzahl eins zu Stein mit meinem Mosquito. Die Front kommt diagonal mit Nordwest-Südost-Ausrichtung daher. Also ran, und es geht schon wie der Teufel. Jeder Bart mit 2 m/s, an der Kante der Front auf der Sonnenseite entlang. Die Front saugt richtiggehend wie ein Staubsauger die sonnigen Flächen vor ihr ab und die Sonne katapultiert zusätzlich noch die Südseite der Wolke in die Höhe. Daß das eine extrem explosive Mischung ist kann ich sehen. Überall Schauer, und ich habe Mühe die Linie nach Aalen zu halten. Komme mir vor wie beim "Frogger". Aber es geht Vollgas ... Gott sei Dank habe ich meinen Flieger noch etwas schwerer gemacht, daß ich jetzt vorwärts komme. Im Funk melden die Aalener eine einzige Schauerwand von Aalen Richtung Norden und ich habe noch 65 km bis Aalen, gegen den Wind, Mist ...

Aber egal, wenn Aalen nicht klappt komme ich nach Heubach. Das ist tiefer, hat Schlepppiloten und mein Anflugrechner zeigt Gleitzahl 25 bis zum Heubacher Platz. Eigentlich wollte ich oben herum noch ein Dreieck über das Feuchtwanger Kreuz fliegen. Aber das ist schon lange nicht mehr der Plan. Der Plan ist jetzt Gas zu geben um vor der Schauerwand Richtung Remstal, besser Richtung Aalen zu kommen. 2000 m Minus auf Aalen. Na dann, Augen offen halten und keinen taktischen Fehler mehr machen. Und es geht, ich nehme nur Bärte > 2 m/s und gleite mit 120 km/h, Gleitzahl 100 unter den Wolken und dazwischen mit 160 km/h, Gleitzahl 25. Ein letzter Bart bei was weiß ich wo 30 km vor Aalen bringt mich auf 2150 m. Die Wolke ist quasi von 1900m auf 2150 m "mitgestiegen". Na das ist doch mal "erhebend". Also jetzt sind die Windräder vor Aalen in Sicht und ein schauerfreier Endanflug auf Aalen auch, schöön.

Und nach der Landung, was sehe ich da? Da ist doch jemand aus Schorndorf da! Trixi sitzt im Auto, Arnim, steht auf dem Vorplatz, da kann auch Manfred nicht weit sein. Und tatsächlich, der testet in der Luft gerade sein neues Einziehfahrwerk und landet 15 min nach mir. Er sieht ganz zufrieden aus und meint, die Verbesserung spüre man schon. Die sinnigen Kommentare "bringt sowieso nichts am Flieger rumzubasteln" sind mal wieder offensichtlich widerlegt.

Da ich noch nach Hause will, haben wir jetzt wieder bei schönstem Sonnenschein und zwitschernden Vögeln schön Kaffee und Kuchen gegessen vor Kargls Wohnwagen.

Na gut, fast wäre noch ein Schauer über die Landebahn in Aalen gefegt, aber egal. Hinter der Front und im Süden kam wieder das beste Wetter zum Vorschein, da hätte man noch gut 2 h weiter fliegen können. Aber man soll aufhören wenn's am schönsten ist. Das war eine geile Vollgassurferei, der Flug hat sich super gelohnt. Eigentlich keinerlei negativer Streß, so muß das sein.

Da ich nun wieder hier zuhause sitze und das mail schreibe lade ich noch schnell den Flug hoch. Ich will schließlich wissen wie schnell der Flug jetzt wirklich war. O.k. hochladen hat 10 min gedauert, jetzt noch warten bis die Wertung berechnet ist. Ging schnell, da wohl nicht so viele geflogen sind (bisher 135 Flüge zu sehen), der Server war Samstag Abend mal ausnahmsweise nicht überlastet. Na ja 260 km, insgesamt 85 km/h. Das war nicht soo schnell für das Wetter. Die Aalener waren mal wieder schneller. Aber wenn ich richtig schaue, sind die ziemlich "Bundesligaoptimiert" geflogen, d. h. morgens gegen den Wind mittags, wenn es gut geht mit dem Wind. Peter Aigen hat mit seinem vollgetankten Flieger einen Gesamtschnitt von 99 km/h und ein Stück Alb mit einem Downwindschnitt von 162 km/h !!! mitgenommen. Wahnsinn.

Ãœbrigens kommen die Frontgewitter gerade auch hier zuhause durch, Sind die langsam ...


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