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AutorenbildJochen Elser

Beas de Segura


Ich sitze in Beas de Segura... Hier gibt es alles was ein Segelflieger sich wünscht. Unendlich lange asphaltierte Pisten (1450 und 770 m) auf einem Platz der eigentlich immer offen hat, extrem viel Platz im Hangar, nebenan 2000 m hohe Berge und eine nette Fliegerwirtschaft. Und sonst? - Nichts...

Und wie kam ich da hin? Eigentlich wollte ich von Alicante nach Cordoba. 400 km, für deutsche Verhältnisse im Sommer ein schöner Nachmittagsausflug. Der Wetterbericht sagte: Erste Hälfte blau, aber Basis 2000 auf bis zu 2800 ansteigend. Leichter Rückenwind 10 Knoten. Prima! Auf der Hälfte der Strecke einen Alternate bei Beas de Segura gesetzt und los geht's.

Da habe ich die Rechnung aber ohne die Flugsicherung und die Vorhersagegenauigkeit des Wetterberichtes gemacht. Die Class A Alicante-Controller schickten mich gleich auf einen 15 km-Umweg, den ich letztes Mal nicht machen musste. Natürlich genau da wo die einzigen Wolken des Tages nicht standen. Die werden, wie wir Segelflieger ja alle wissen, offensichtlich ja von Lufträumen mit Einflugbeschränkungen angezogen ;-) Ich habe dann auch noch einen unnötigen Umweg von 15 km draufgepackt.

Dann war die Dangerzone, die das letzte Mal noch trotz Aktivierung durchflogen werden durfte plötzlich auch nicht mehr passierbar. Die Notams waren eigentlich dieselben wie letztes Mal. Leider schickte mich die nette Luftverkehrscontrollerin in diesem Fall in ein thermisch dermaßen inaktives Gebiet, dass ich auch noch den Motor starten musste.

Damit hatte ich dann eine Stunde verloren. Mit der Folge, dass mich die (nicht so früh vorhergesagte) Abschirmung einholte und zusätzlich zum wolkenlosen Himmel auch noch die Steigwert deutlich herunter gingen.

Gut, was soll's dann fliege ich eben nur bis Beas de Segura und nicht bis Cordoba. Topmeteo im Seeyou hat zwar gestern noch vorhergesagt, dass man sogar mit extrem konservativem Pilotenfaktor von 0,8 (ich nehme in Deutschland 1,3) bis Marokko kommen sollte, aber das hilft mir jetzt auch nicht weiter.

Der Platz in Cordoa schließt pünktlich um 17:00, das hätte sicher nicht mehr gereicht. Aber gut, ein "kleines Hindernis" gab's dann doch noch: Die "Sierra" wie sie sie hier alle nennen. Ein "kleines" Gebirge, völlig unbekannt, mitten in Spanien, das plötzlich vor einem auftaucht. Sie besteht aus den Sierras de Cazorla, Segura und Las Villas. Gut auf der Karte habe ich die schon gesehen und eigentlich wollte ich auch darum herum fliegen. Aber das ging bei dem momentanen Kurs nicht mehr so gut. Bis zu 2000 m hohe Berge, die wie ein Riegel vor mir und dem Endanflug auf Beas de Segura auftauchten. Da die Basis nicht mehr wie vorhergesagt bei 2500-2800 m lag, sondern nur noch bei 1800 bis 2000 m unter der Abschirmung im Blauen war das schon nicht mehr ganz so sexy. Aber gut, dass ich auch noch im Lee des Hauptkamms an einem niedrigeren zweiten Grat hinter einem schluchtenähnlichen Taleinschnitt einsteigen musste, machte die Sache auch keinesfalls besser. Extrem mühsam und adrenalinfördernd eben. Gut so ging es Meter um Meter hoch und irgendwann hatte ich doch wenigstens die schneebedeckte Gipfelhöhe von 2000 m geknackt (im Bild der höchste Punkt des Fluges)...

Mehr ging aber nicht. Leider war das mit der tragenden Linie auch nichts, da ich Richtung Beas de Segura schon wieder in ein leicht leeseitig abfallendes Tal hinein musste und einfach zu tief war. Grate quer zum Wind und zur Sonne an denen ich mich halten konnte gab es auch keine. Also Richtung Beas de Segura über landbaren Flächen hinunter und dann musste ich doch leider noch einmal in respektabler Sicherheitshöhe über einem Feld den Motor ziehen. Es war ja klar, dass der Bart den ich dann eine Minute später mit Motor erreichte der beste des Tages war, das kennt ja auch jeder Segelflieger (der einen Motor hat). Flug im OLC.

Als ich dann in 800 m über dem riesigen Platz ankam konnte mir der Platzcontroler aber zunächst nicht helfen, da er nur Spanisch verstand. Na was macht man da? Klar, Google hilft immer. In mein Backup-Navigationssystem die Frage nach der Landebahn auf spanisch gegoogelt "Qual es la dirección de aterrizaje?". Und prompt kam die Antwort "cero nueve". Alles klar, man muss ja auch mal fragen dürfen, wenn man die Qual der Wahl zwischen 4 perfekten, völlig leeren Landebahnen hat ;-) Beim Landen auf der ultra langen Bahn hatte ich das Gefühl, dass mir bis zum Vorplatz des Hangars mein Hauptrad schon heiß gelaufen sein musste, so lange bin ich gerollt. Um dann auf einem riesigen Platz eine einzige Person stehen zu sehen, den Platzcontroller von vorhin, Candido. Er konnte natürlich immer noch kein Englisch... Wie sich heraus stellte ist er damit in dieser Gegend auch nicht alleine. Wir schoben meinen Flieger in den fast leeren Hanger, in dem tatsächlich aber doch 3 Segelfluganhänger am Rand standen.

In der Flugplatzgaststätte waren zwar keine Gäste aber zwei Damen die den Laden betrieben und sich über Abwechselung freuten. In der Zwischenzeit hatte ich mich zwar mit dem Spanischen schon ganz gut angefreundet, aber dann doch lies es sich die nette Dame doch nicht nehmen mit ihrem neuen Smartphone ihren Sohn in Brasilien anzurufen, damit er dolmetschen konnte. Eigentlich war das nicht mehr notwendig, aber doch sehr gut für die Stimmung.

Der Flugplatzmanager kam dann auch noch vorbei. Er ist der einzige, der hier Englisch spricht. Auf die Frage was man hier denn unternehmen konnte wusste er aber erst mal keine Antwort. Irgendwann kam dann "Walking?". Na, genau so hatte ich mir das vorgestellt, das ist so ziemlich das Letzte worauf ich Lust habe. Er fährt auf jeden Fall übers Wochenende nach Madrid...

Nach einem Cruzcampo und einem prima Essen kam dann irgendwann die Frage nach dem Hotel auf. Die Verbindungen funktionierten sofort wunderbar: Durch die verwandschaftlichen Verhältnisse der einen Dame mit dem Hotelbesitzer des Hotels Avenida war klar das musste es sein. Nach Feierabend fuhr sie mich dort auch gleich vorbei und ich war beeindruckt: Ein wirklich sehr schönes Hotel (4 Sterne), welches ich in dieser Gegend wirklich nicht erwartet hatte. 39 Euro ohne Frühstück sind auch ein Wort. Frühstück gibt's nebenan. Wifi funktioniert nur eingeschränkt, wie bei vielen anderen Hotels auch. Aber o. k. nun bin ich hier.

Mal sehen was ich morgen mache, "Walking" aber bestimmt nicht...

 

Zweiter Tag in Beas:

Das Wetter reicht tatsächlich nicht zu einem Flug nach Raquena, obwohl nur 250 km. Alles blau, 30 km/h Gegenwind. In Deutschland kein Problem. Ein Jojo um den Platz herum, eine schöne Linie finden und 250 km gehen fast im Platztrichter. Aber in einem unbekannten Gebiet 250 km geradeaus fliegen ist so wie von Aalen nach Chemnitz fliegen, gegen den Wind. Das ist schon etwas anderes. Das heißt die Zahl "250" trügt.

Da dennoch gutes Flugwetter war und man hier eigentlich nur eines unternehmen kann "fliegen" machte ich das. Zuerst musste ich noch etwas an meinem Motor nachstellen. Dazu rief Candido einen Mechaniker dazu, der mir sehr kompetente Unterstützung zukommen lies.

Mit einem besseren Gefühl bin ich dann gestartet um die Gegend zu erkunden. Keine Wolke am Himmel aber 30 km/h Wind hieß für mich die vorgelagerten Berge vor der Sierra zu erkunden. Das wird auch später mein Abflugweg nach Norden sein. Es war doch mühsamer als gedacht. Und extrem beeindruckend war die Sicht auf die Sierra über die ich ja am Tag davor nach Beas angeflogen bin. So richtig konnte ich mir gar nicht mehr vorstellen wie ich dort drüber gekommen bin.

Am Rande des Delta-Luftraumes Albacete versuchte ich den Funk zu testen. Die Kommunikation mit den spanischen Controllern war aber sehr mühsam, da ich erst oberhalb 2100 m Funkkontakt hatte. D. h. für den Rückflug muss ich mir noch überlegen wie ich mit den Controllern in Kontakt bleiben will. In einen Delta-Luftraum ohne Funkkontakt zu fliegen ist kaum möglich, auch mit Flugplan ist das wohl keine gute Idee. Ich denke der Flugplatzchef sollte mir ein sinnvolles Verfahren empfehlen können. Der Flug im OLC.

Die nächsten 2 Tage wird das Wetter schlecht sein und ich sitze hier. Mal schauen was es hier vielleicht dennoch zu sehen gibt. In der Fliegerwirtschaft ist es ganz gemütlich...

Klar ist, dass ich nach Norden fliegen werde - Da mir der Wind meine Pläne der letzten Tage kräftig durcheinander gewirbelt hat. "Gone with the wind"...

 

25.03.2018:

Die Kaltfront ist immer noch nicht durch, daher geht es frühestens morgen weiter. Natürlich dann wieder mit sattem Gegenwind, wenn überhaupt. Wer weiß was der Wetterbericht morgen wieder für Überraschungen bereit hält.

Sonntag morgen in der "Frühstücksbar" nebenan:

Das teuerste an Beas de Segura sind die Taxifahrten zum Flughafen. Eigentlich 15 Euro je Fahrt für 5 km. In der Zwischenzeit konnte ich das nun aber etwas minimieren: Zum Laufen war es mir zu weit (1h laut Google). Bin dann zweimal mit dem Personal der Flughafengaststätte nach Dienstschluss mitgefahren. Und einmal getrampt. Das ist in Spanien aber wohl nicht üblich - dennoch hat mich nach 2 Minuten jemand mitgenommen. Und nachdem ich das Taxi morgens einmal telefonisch abgelehnt hatte weil ich 15 Euro für 5 km für zu teuer hielt, hat es nachmittags plötzlich nur noch 10 Euro gekostet ;-)

 

26.03.2018

Nachdem das Taxi am letzten Tag heute morgen wieder gezickt hat, hat mich der Chef vom Hotel gleich selbst zum Flugplatz gefahren. Er ist sehr rührig und fliegt übrigens auch - Cosmos UL. Die Wolken sehen schon gut aus, der Flugplan ist mit Almeria abgeklärt, auf dem Sattelitenbild sieht man dass es sich bei Albacete gerade auch zu entwickeln anfängt (12:30) - Start 13:30, freue mich schon darauf :-)


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