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  • AutorenbildJochen Elser

La Cerdanya

Aktualisiert: 11. Jan. 2020


Eigentlich wollte ich ja nie mit einem Anhänger irgendwo hin fahren...

Aber nun habe ich es eben doch gemacht. Letztes Jahr hat mir die Atmosphäre in La Cerdanya so gut gefallen, dass ich dort unbedingt wieder hin wollte. Nur eben nicht um die Pyrenäen schnöde von West nach Ost zu queren, sondern wie alle anderen auch, an ihnen in Nord-Süd-Richtung entlang fliegen.

Und zwar außerhalb der Flugsaison in Deutschland um keinen guten Flugtag in Deutschland zu verpassen. Deshalb mit Anhänger. Die Lage in dem geschützten Tal in den Pyrenäen ist m. E. optimal geeignet um sich für die Saison einzufliegen. Man kann sich immer in der Nähe des sicheren Tals aufhalten und hat dennoch die grandiose Landschaft um sich herum. Natürlich geht auch deutlich mehr...

Eigentlich ein Gebiet für Genußflieger. Dort 1000 km fliegen zu wollen ist fast schon eine Sünde, auch wenn es durchaus möglich ist, wie andere hin und wieder zeigen.

In der Woche vorher war ich noch in Vitoria und flog mit der Linienmaschine von Bilbao direkt an den Pyrenäen vorbei. In Vitoria war es wenig einladend: Regen, starker Wind, tiefe Bewölkung, die Pyrenäen unter Wolken. Aber egal, das wird schon denke ich. Wenn nicht, ist es auch nicht so schlimm. Das Bild zeigt dennoch die verheißungsvolle Atmosphäre von oben.

Heute morgen habe ich es nicht mehr ausgehalten und habe schnell meinen Flieger zusammengepackt und bin losgefahren. Ich hoffe das rächt sich nicht - wenn ich etwas vergessen habe wäre das nicht so gut. Aber die Checkliste vom letzten Jahr ist ganz ordentlich, die hilft auf jeden Fall.

Also morgens los. Und schon nach 2 h frage ich mich was ich da eigentlich tue. Ich fahre nun 14 h lang 1200 km mit dem riesigen Anhänger und "verblase" dabei 8 L Sprit je 100 km (normalerweise benötigt mein E-Coupe 5-6 L/100 km und ich fahre im Schnitt 20 km/h schneller). Nach 3 h denke ich mir "was für eine Tortur", ich werde wohl nie ein Trucker. Nächstes Mal fliege ich wieder mit meinem Ventus...

Aber irgendwann hat das Leiden an diesem Tag ein Ende und nach 11 h und 1000 km bin ich in Montpellier. Auf den Rastplatz habe ich mir per Booking.com ein Zimmer organisiert. Kriterien: Günstig und am Meer. Das hat funktioniert. Hotel de la Plage, 20 m zum Strand, 55 Euro, passt. Bin gerade noch angekommen, bevor sie um 20:00 geschlossen haben. Und wenn ich ein Talent habe, dann ist es immer einen Parkplatz zu finden. Die Rezeptionsdame wollte ohnehin nach Hause und so konnte ich einen genialen Parkplatz in der sonst völlig belegten Strasse für mein Auto und den Anhänger bekommen. Da mein Auto direkt vor dem Anhänger stand war der zudem so optimal gegen Diebstahl geschützt. Perfekt -

Dann noch schnell über die Strasse an den Strand und in der Dunkelheit das Meeresrauschen mit einer von Zuhause mitgebrachten Birne und einem aus Schweden mitgebrachten Bier zu geniessen. Das Meeresrauschen war es wert...

(man hört wirklich nur den Klang des Meeresrauschens)

Auf jeden Fall fand ich das gerade deutlich besser als einen Besuch in der direkt neben dem Hotel gelegenen Pizzeria, Pizzeria kann ich auch zuhause haben. Ich glaube ich bin zudem einer der wenigen Deutschen die irgendwann auf einer Fähre in der Nordsee Bier gekauft, in Schweden eingeführt 2 Tage später aus Schweden wieder ausgeführt haben, um es dann eine Woche später in Südfrankreich am Mittelmeer zu trinken ;-)

 

17.03.2019

Morgens dann schön einen Kaffee im Yachthafen von Montpellier getrunken und weiter.

"Nur" noch 250 km nach La Cerdanya. Wer das jemals tun will sei gewarnt: Die letzten 100 km haben es in sich. Nur Serpentinen, enge Dörfer, Kurven... Nichts um das am Ende einer 1200 km dauernden Fahrt "mal so eben" zu fahren. Das ist wohl der Grund, dass jede sinnvolle Fahrt nach La Cerdanya 2 Tage dauert und nicht nur einen.

Gut, da habe ich ja alles richtig gemacht. Übernachtung am Meer dann gemütlich mit hoher mittlerer Querbeschleunigung durch die Berge. Halt, wollte ich nicht fliegen? Von Formel 1 oder Ralley Monte Carlo war ja eigentlich nicht die Rede, oder? Offensichtlich ist das aber so - Autofahren ist bis jetzt alles was ich gemacht habe.

Dann gemütlich den Flugplatz angeschaut, das Zimmer bezogen und kurz vor Feierabend noch getankt, Batterien zum Laden ausgebaut usw. Das war alles? Nein leider nicht... Der Wind hatte kein Einsehen mit mir und hat meinen Rumpf unfassbarer Weise einfach umgeblasen.... Ja, kein Scherz - der Rumpf ist, trotzdem er quasi im Wind stand, einfach auf auf dem Rumpfwagen vor dem Anhänger stehend umgefallen. So stark war der Wind eigentlich noch nicht mal. Es ist wirklich unfassbar aber wahr...

Gott sei Dank ist die offene Haube, auf die er gefallen ist nicht zu Bruch gegangen. Die Schrammen sind aber massiv. Und der Rumpf hat eine starke Beschädigung durch die Schiene des Flächenwagens. Super toll war noch, dass es gerade passiert ist, als alle anderen gegangen sind. Wie also einen 280 kg schweren Rumpf wieder aufrichten? Na viel Geduld und Spucke machen es auch in solchen "Mistsituationen" möglich. 1 h Frust, Überlegung und Muskelkraft lösten das Problem schließlich einigermaßen. Der Schaden war glücklicherweise nicht so groß, dass das Flugzeug nicht mehr flugtüchtig gewesen wäre. Aber erstens wird das sehr aufwendig zu reparieren, zweitens wird mich das einen guten Teil meines Urlaubs kosten und drittens ist das einfach sehr frustrierend.

D. h. zwei Tage unterwegs Auto fahren bis zum Umfallen, 150 Euro Sprit verblasen, 90 Euro Maut bezahlt, Reifen heruntergeschrubbt, Auto, Anhänger und Flieger maximal belastet und dazu noch Flieger kaputt und bisher nicht einen Meter geflogen - was für ein Mist! Mit Fliegerurlaub hat das nun nicht das geringste zu tun. Mal sehen ob es noch möglich ist das Ruder irgendwie herum zu reißen.

Das Abendessen mit Gerd und Horst hat mich wieder ein bisschen aufgebaut. Die Suppe (muss noch mal fragen wie die hieß) von unserem Wirt war auch vorzüglich.

 

Aber es gibt auch mal wieder gute Tage. Die Skifahrer konnten uns über den Skipisten gut beobachten wie wir im Hangaufwind stiegen. Manche von denen sind auch Segelflieger wie der spanische Ventus 2cM-Pilot der seinen Anhänger neben meinem geparkt hat. Er war an diesem Tag auch Skifahren wird aber diese Woche auch noch seine ersten Saisonstarts machen. So wie ich auch. Nach dem Aufstieg im Hangaufwind ging es nach einigern Suche aber doch richtig gut.

Das waren dann meine ersten "Platzrunden":

Und das Steigen in anderen Dimensionen, die ich sonst nicht so gewöhnt bin. Es fühlt sich definitiv verrückt an über die sonst scheinbar unüberwindbaren 3500 m hohen Berge so einfach darüber zu gleiten.

Und an einem Lenti vorbei gestiegen:

Man kann sich kaum vorstellen wie beeindruckend es ist an einem derartigen Wolkengebilde vorbei zu steigen. Und es ist auch genauso kalt wie es aussieht. Ca. -20°C.

Wieder im Anflug auf La Cerdanya:

Und wieder am Boden. In der Dämmerung sind die Wellen auch vom Boden aus ein tolles Schauspiel:

 

Nach diesem Hammertag musste natürlich auch mal wieder etwas anderes kommen. Heute war es dann soweit: Feucht, 4/8 Quellwolken, thermisch, einen Menge Schneeschauer, eigentlich schon richtig "normales" Flugwetter. Lentis habe ich heute keine gesehen (aber sie waren da habe ich mir sagen lassen).

D. h. für mich war die Taktik klar: Auf der Südseite des Tals im Hangaufwind und der Thermik nach oben kreisen, dann auf die Nordseite fliegen und dort in die Welle einsteigen. Ging bei mir nur nicht - 2800 bis 3000 m im Süden heißen mit 2500 m auf der Nordseite des Tals ankommen und da im Schneeschauer mit -2 bis -3 m/s enden. Danach wieder auf die Südseite und die verlorenen 1000 m Höhe wieder hochkurbeln. Nach ca. 10 Versuchen in die Welle auf der Nordseite einzusteigen habe ich das dann auch aufgegeben und bin den restlichen Tage thermisch geflogen. War auch ganz gut, vielleicht etwas langweilig, aber gut um das Gespür für Flieger und die Thermik nach dem Winter wieder zu bekommen.

Es ging aber auch anders für die Fortgeschrittenen: Gerd und Horst sind beide durch die Schneeschauer durchgeflogen und kamen dann auf der Luvseite der Welle an und sind darin hoch gestiegen. Hätte ich das auch machen sollen? Ich denke es war o. k. das nicht zu tun, da das doch eher mehr Erfahrung erfordert hätte. Im massivem Abwind mit marginaler Sicht in eine Tal hinein zu fliegen mit der Hoffnung auf der anderen Seite des Rotors heraus zu kommen ist denke ich nichts für Anfänger wie mich. War schon o. k. dass ich das nicht gemacht habe.

Zumindest Gerd wurde dann aber auch belohnt durch die coole Entscheidung durch die Schneeschauer durchzufliegen: Ab da 500 km nur in der Welle, on top 4000-6000 m . Extrem weit Richtung Westen. Aber auch das wäre nichts für Anfänger wie mich nichts gewesen: Einmal aus der Welle heraus gefallen hätte es dasselbe Spiel noch einmal bedeutet, nur in unbekannterem Gelände mit dem Wissen mit Gegenwind noch nach Hause kommen zu müssen. Da gab es sicher kein Erfolgsabo dafür...

Also alles richtig gelaufen: Den Erfolg den erfahrenen Cracks und den Trostpreis den Anfängern ;-) Ich fand es gut das erst mit Sergi am Flugplatz etwas zu analysieren und abends beim Bier und beim Abendessen die Meinungen von Gerd und Horst zu hören. War insgesamt ein sehr angenehmer Abend dann...

 

Den nächsten Tag konnte man dann vergessen. Wenn ich solche idyllischen Bilder poste ist eigentlich klar was war:

Na gut, Horst holte mich vom "Campo" einen Kilometer neben dem Flugplatz - und der Bauer mit seinem Traktor mein Auto von dem Hügel auf dem es beim befahren der Wiese hängen geblieben war ;-)

Und wieder ein Anlass sehr gut zu essen (Rückholerverpflegung). Da ich wusste dass das Steak in unserm Hotel eines der besten ist gab es einmal nicht Halbpension sondern Steak a la carte. Das war nach einhelliger Meinung wieder super gut, so wie letztes Jahr auch schon.

 

Am nächsten Tag war flugtechnisch alles wieder ganz o. k. Blauthermik, aber der Wind und die Sonne lagen schön auf der Nordseite des Tals. Daher ging es schon ganz gut bis in die Gipfelhöhe von ca. 3100 m. Am Haushang hoch und dann mal schauen. Gerd kam ich zwar nicht hinterher, der flog einfach in einer anderen Liga. Ich als Gebirgsanfänger musste da defintiv langsam tun. Und seine Antares sah ich nach 3 km Geradeausflug direkt an seinem Heck klebend einfach nur noch von unten.

So versuchte ich die Tips von Gerd in die Praxis umzusetzen und flog die Berggipfel entlang. Super Panorama. Aber ich konnte nicht einmal die Hand vom Knüppel nehmen um ein paar Photos zu schießen, so wurde ich durchgeschüttelt. Um die Aufwinde mitzunehmen musste ich zudem doch näher an den Hang als mir lieb war. 2,5 h maximale Anspannung. Um im optimalen Aufwindbereich zu bleiben, immer an den an steilen in Sonne und Wind stehenden Felsen unterhalb des Grate entlang. Das forderte wirklich alles von mir. Der Ventus wurde nur so hin und her geworfen und für mein Gefühl reagierte er zu wenig auf die Steuerbewegungen. Und enge Turns mochte er auch nicht wirklich. Kein Vergleich zu den Manövern der Antares von Gerd zuvor. Die drehte quasi auf der Stelle und war von den Böen so wie ich das wahrnahm nahezu unbeeindruckt. Selbst als ich mich danach etwas von dem Hochgebirgspanorama mit abwechselnd schroffen Felsen und Schneefeldern löste und mich in die vorgelagerte, bewaldete Region weit vom Berg weg begab wurde ich noch so durchgeschüttelt, dass ich bei jedem Aufwind nur noch dachte "hoffentlich nicht wieder ein 3 Meter Bart". Das mag seltsam klingen, doch ich hatte schon genug von der Schüttelei und der Tendenz des Fliegers in alle Richtungen zu drehen und zu kippen. Daher waren knapp 5 h Flug völlig ausreichend. Ich war froh mal wieder unten zu sein und bei fast Windstille und 20 °C schön in der Sonne auf der Terrasse des Flugplatzrestaurants sitzen zu können...

 

Einen Tag musste ich dann auch noch den ganzen Tag arbeiten. "Mobiles Arbeiten" macht's möglich. Leider einen schönen Flugtag verpasst. Und dann musste ich auch schon wieder nach Hause. Eigentlich nur weil ich die Schäden reparieren musste, die das Umfallen des Rumpfes verursacht hat, sonst kann ich nicht pünktlich in die neue Flugsaison zuhause starten.... Das sind mindestens 2 Tage Arbeit und damit mein Urlaub in La Cerdanya um 2 Tage verkürzt. Letztes Jahr hatte ich definitiv mehr Zeit. Leider viel zu wenig Zeit zum Fliegen dort.

Die Rückfahrt gestaltete sich entspannt, da ich wieder im selben Hotel am Meer, mit demselben schönen Parkplatz Halt machte. Morgens konnte ich beim Aufstehen die Flamingos in dem Etang hinter dem Hotel beobachten, was ich doch sehr erstaunlich fand. Die sind aber wohl immer dort wie mir der Hotelbesitzer versicherte.

Aber gut, jetzt bin ich zuhause und kann mir über die ganze Reise etwas mehr Gedanken machen. Wenig geflogen aber viele Erkenntnisse gesammelt würde ich mal sagen:

 

Mein Fazit als blutiger Anfänger im Gebirgssegelflug:

Wer im Flachland fliegen kann, kann es im Gebirge noch lange nicht. Die Tips von Horst und die Flugtechnik von Gerd haben mir gezeigt, dass Sicherheit und Leistung im Gebirge doch völlig anders zu bewerten sind als im Flachland. Außenlandesituation, geländenahes Fliegen, maximale Windstärken horizontal und vertikal benötigen andere Techniken als im Flachland. Schon an die völlig andere Optik muss man sich gewöhnen: Gegen den Hang nicht die Fahrt wegzuziehen, oder Entfernungen richtig einschätzen zu können, grundsätzlich den Überblick zu behalten usw. muss man üben.

Eine Flug in komplexeren Gelände bei hohen Windstärken oder im Relief (z. B. Südfrankreich bei Mistral) würde ich nach der Erfahrung dort auf keinen Fall auf eigene Faust, sondern nur nach "Intensivtraining" mit einem erfahrenen Gebirgscoach durchführen.

La Cerdanya aus Anfängersicht: Das La Cerdanya-Tal ist wie erhofft ein optimales Terrain um ins Gebirgsfliegen hinein zu schnuppern. Einfach weil man immer wieder ins Tal abgleiten kann. Ohne Anleitung ist das allerdings dennoch nicht zu empfehlen, da man auch dort sehr hangnah und z. T. bei hohen Windgeschwindigkeiten fliegt. Sergi ist hier eine gute Anlaufstelle. Vielleicht macht er auch Einweisungen im Doppelsitzer?

Ausserhalb des Tales sieht es aber schon ganz anders aus: Für Anfänger denke ich kaum zu empfehlen. Horst meinte immer im Gebirge müsse man mit einem Gleitwinkel von 1:10 auf den Außenlandeplatz kalkulieren. Das habe ich im Flug absolut nachvollziehen können... Ich habe daher die Positionen in denen man aus aus 2500 m Höhe die Aussenlandefelder erreichen kann schematisch dargestellt, ohne Gewähr natürlich:

Man sieht, dass es schon im Nachbartal zum Cerdanya-Tal Richtung Westen kritisch wird. Aus 2500 m Höhe, was sich ja eigentlich nicht so wenig anhört und welches eine Höhe ist auf die man ständig einmal heruntergleitet, erreicht man schon im Nachbartal die Landefelder nur noch zum Teil. Und zudem ist man sobald man ins Relief eintaucht sehr schnell von den Landefeldern durch Gebirgsketten abgeschnitten. Man sollte also schon deutlich höher unterwegs sein, aus meiner Anfängersicht. Richtig "save" ist man meines Erachtens eigentlich erst ab ca. 4000 m.

Nicht außer Acht lassen sollte man aber aber auch einige Nebenaspekte: Z. B. sollte der Flieger auch passen. Er sollte nicht gerade maximal böenempfindlich und dennoch wendig sein. Z. B. empfinde ich meinen Ventus als nicht sehr geeignet dafür. Die nach vorn gepfeilten Flächen machen ihn sehr böenempfindlich und das geringe laminare CAmax von 1,0 verringern die Leistung bei Böen erheblich und führt zu größeren Kurvenradien. Das ist in Hangnähe nachteilig und er steigt in den dort üblichen starken Böen damit auch wesentlich schlechter als andere Flieger. Und die grundsätzlich geringe Stabilität macht ständig Korrekturen erforderlich, die sich aber nicht so wirksam kompensieren lassen wie ich mir da

s wünschen würde. Positiv ist, dass der Grenzbereich bis zum Stall sehr breit ist und damit noch viel Sicherheitsreserve da ist. Ein guter Flieger sollte in allen beschrieben Kriterien eine ordentliche Performance aufweisen um für die Gebirgssegelfliegerei gut geeignet zu sein.

Ein weiterer Aspekt: Das Wetter hatte sich letztes Jahr als uneingeschränkt "super" erwiesen: Sehr warm durch die ständige Föhnlage (wie St. Moritz oder Innsbruck). Aber dieses Jahr zeigte sich das Wetter auch von der unangenehmen Seite: Maximaler Talwind mit 50-60 km/h und anfangs tiefe Temperaturen ließen keine Sonnenterrassenbesuche zu. Erst gegen Ende der Woche war es wieder gewohnte Bild zu sehen: Super Sonnenschein, Windstille am Boden. Also doch unterschiedlicher als ich gedacht hatte...

 

Mein Fazit zum "Anhängerurlaub":

4 Tage Auto fahren und jede Menge Reparaturen liegen mir im Endeffekt sehr im Magen. Daher ist mein Fazit schon klar:

1.) Ich will fliegen und nicht Auto fahren. Und zwar fast jeden Tag. Mit Anhänger fahren, das ist ja fast so schlimm wie ein Umzug!!

2.) Der Vorteil den man hat, dass man mit dem Anhänger alles dabei hat (alles gibt es nicht, also eher viel), wird m. E. dadurch wieder aufgebraucht, dass auch entsprechend mehr kaputt gehen kann und auch kaputt geht. Schon das Auf- und Abbauen birgt Risiken, wie man sieht.

Dieses Jahr 7 Tage mit Anhänger:

- Rumpf, Kabinenhaube (Aufbau)

- Macke in Stoßstange (Anhängen Hänger)

- Macke in Felge (Mautstation)

- Macke in Tragflügel (Aussenlandung)

- Unterboden verschrammt (Aussenlandung)

Letztes Jahr in 28 Tagen ohne Anhänger:

- Keine Schäden, selbst das Aussenlanderisiko ist viel geringer, man fliegt einfach kontrollierter.

3.) Man verliert den Überblick welche Dinge wichtig sind. Mit Flieger kann man sich viel besser darauf vorbereiten, weil man viel weniger Dinge mitnimmt. Man weiß exakt was notwendig ist und was nicht und vor allem wo was ist ;-) Z. B. war mein Koffer dieses Mal 3 Mal so groß so groß wie letztes Mal, gebraucht habe ich natürlich nur ein Viertel… Im Nachhinein muss man darüberhinaus viel mehr versorgen (Hänger, Auto, Flieger, Gepäck) Fazit: Mit dem Flieger unterwegs hatte ich deutlich weniger Probleme und viel weniger Aufwand. => Hänger: Für Leute die viel Zeit haben

Mit dem Anhänger fahren hat natürlich auch Vorteile, die sich aber m. E. relativieren, wenn man genau hinschaut:

1.) Eine Außenlandung ohne Anhänger ist schon schwierig zu handeln. Man muss evtl. den Anhänger holen. Es gibt aber sicher auch andere Möglichkeiten. Z. B. nahe Clubs mit Anhänger usw. Aber mal ehrlich: Mit einem Motorflieger mache ich auch keine Außenlandung. Ich muss eben nicht bis in Bodennähe kurbeln und mein Glück provozieren um einen guten Schnitt zu fliegen! Meiner Erfahrung nach fliegt man einfach viel konservativer und weniger sportlich als zuhause. Ich bin zuhause in jedem zweiten Flug einmal tief. Als ich mit meinem Flieger letztes Jahr unterwegs war, war ich in 28 Tagen nur einmal tief und das wegen unglücklicher Vorgaben des Kontrollers.

2.) Man ist vor Ort mobiler... Das heißt u. U. muss man ein Taxi zahlen. Aber ehrlich gesagt hatte ich damit eigentlich kaum ein Problem. In La Cerdanya habe ich keinen gesehen der sich mehr als die 20 min Fußweg vom Flugplatz zum Hotel entfernt hat. Ich bin das letztes Jahr auch zu Fuß gelaufen. Obwohl ich sehr "gehfaul" bin hatte ich damit keinerlei Problem. Es gibt auch meist jemanden der gerade vom Flugplatz wegfährt, der einen ein paar Meter mitnimmt...

3.) Man kommt mit dem Anhänger direkt in einem aufwindstarken Gebiet an. Das ist für mich persönlich nicht so wichtig, ich fliege auch bei blau und 0,5 m/s. Das muss man m. E. auch können. 200 km in marginalen Thermikverhältnissen können manchmal mehr Spaß machen als 700 km in extremer Thermik.

Und ansonsten ist mit dem Anhänger fahren auch auf keinen Fall billiger. Unabhängig von Reparaturen an Fahrzeug und Anhänger... Ich habe hier einmal reines Motorfliegen mit dem Ventus gerechnet welches ja den teuersten Fall beim Segelfliegen darstellt. Also ohne Thermik, was ja eigentlich auf Dauer sehr unrealistisch ist. Gegenübergestellt habe ich es der durchgeführten Autofahrt mit Anhänger, natürlich ohne die Schäden an Stoßstange oder an den Felgen zu betrachten:

Die Werte des Fliegens sind natürlich bei größerem Segelfluganteil noch einmal deutlich geringer. Warum also teuer mit dem Auto fahren, wenn man ein Flugzeug hat??? Ein weiser Mensch sagte einmal: Er verstehe gar nicht warum man Pferde ständig im Anhänger durch die Gegend fährt, die sind doch schließlich zum Reiten von A nach B da ;-) Ich würde sagen Segelflugzeuge sind da ziemlich vergleichbar.

Ja gut, das sind 11 Tage Fliegen gegenüber 4 Tagen Autofahrt. Aber dafür fliege ich dabei auch, das ist auch der eigentliche Zweck der Reise und viel interessanter! Mit einem 10 Liter Zusatztank wären es übrigens nur 7 Tage. Der Zusatztank kollidiert nur mit meinem Gepäck. Eine Alternative dazu ist auch 3 Mal 2 h an einem Tag zu fliegen und dazwischen zu Tanken. Mit dem Motorflieger mache ich das ja auch bei weiten Strecken. Ist eine Frage der Planung (jeder Motorstart in der Luft sollte ohnehin in der Nähe eines Flugplatzes erfolgen, was immer eine Mindestplanung erfordert). Dann ist man wirklich genauso schnell wie mit dem Auto !!!

Und wer meint das Wetter wäre nicht kalkulierbar: Diese Flugplanung ist die Rückfallebene mit reinem Motoreinsatz. Und dafür gilt: Motorflugwetter ist wesentlich häufiger und wesentlich besser kalkulierbar als Segelflugwetter. Deshalb die Rückfallebene mit Motor fliegen. Und wenn dann doch gutes Segelflugwetter ist, gleicht das einen wettertechnisch komplett ausgefallenen Tag wieder aus. Also: Wenn es geht, segelfliegen. Die Rückfallebene ist mit Motor vorwärts fliegen. Der Motor ist zumindest billiger als Autofahren und wenn man es konsequent plant ist man damit genauso schnell.

Und noch eines: Wer meint auf 20 kg Gepäck nicht verzichten zu können, weil er 3 Wochen in La Cerdanya sein wird, dem empfehle ich das Gepäck einfach mit der Post zu schicken. Das wird dann direkt vor Ort abgeholt. Ist gar nicht teuer und ist meiner Erfahrung nach völlig unproblematisch...

Ich glaube unsere Autofahrergesellschaft kann sich nur einfach nicht vorstellen, dass es auch anders geht...

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