top of page
AutorenbildJochen Elser

Alicante und Muchamiel


Was in "Estoy en Espana" noch nicht gesagt wurde:

Nach dem Hochgefühl der Ankunft und des ersten Tages vor Ort war ich am zweiten Tag wieder bereit zu neuen Taten. Oder vielleicht doch nicht ganz?

Wohnungsschlüssel um 10:00 abgeben, mit dem Taxi zum Flugplatz, 20 min verspätet, da der Taxifahrer auf der anderen Seite der Kirche gewartet hatte. Am Flugplatz den Flieger vorbereitet und den Flugplan aufgegeben. Da gab es dann nochmal eine Stunde Verspätung, weil der Flugplan nicht bestätigt wurde. Na denn, Geduld.

Das nächste Problem. 15 - 20 Knoten Wind in Landebahnrichtung. Ist doch super? Hier nicht... Kein Taxiway, also Backtrack auf der Runway notwendig. Wie soll das gehen ohne steuerbares Heckrad? - Leider gar nicht. Die Seitenruderwirkung ist einfach zu gering bei dem Rückenwind. Den Flieger zum Start zu schieben wurde nicht erlaubt. Jemand der die Fläche hält - ging nicht da keiner die Runway ohne Flieger betreten durfte. Von der Mitte der Bahn starten, bei dem Gegenwind gar kein Problem - auch nicht erlaubt. Was nun? Irgendwie bin ich dann doch weggekommen mit insgesamt 2 h Verspätung... Ohne steuerbares Heckrad ist Muchamiel definitiv nicht zu empfehlen.

Bis nach Granada sind es 389 km, bei dem guten Flugwetter selbst mit dem Gegenwind von ca. 30 km/h eigentlich zu schaffen. Aber mal wieder die Rechnung ohne die Controller gemacht: 35 km Umweg, da eine direktes Überfliegen von Alicante nicht erlaubt ist. In Stuttgart ist das ja sehr verbreitet, weil man da den anfliegenden Verkehr nicht beeinträchtigt. Nicht so in Alicante: Ganz außen herum in Class A Airspace. Glücklicherweise führte eine Wolkenstrasse mit gut vorhersagbaren und damit Calss A-tauglichem Heading direkt aus dem Luftraum heraus.

Die Belohnung kam aber sofort: Super Wolkenstrassen die sich perfekt absurfen ließen. Zudem immer sehr gutes Steigen - selbst für mich ohne Übung nach der Winterpause. Es machte richtig Spaß!

Bis zu dem Punkt als mir klar wurde dass sich die 3 h nicht mehr aufholen ließen. Und mein sehr rühriger Kontakt am Platz Juan Espadafor (LEJE) nahe Granada (nicht der Verkehrsflughafen LEGR) mir per Whatsapp übles Wetter am Platz meldete. Granada ist in der Stauzone vor der Sierra Nevada gelegen, daher schon sehr wetterempfindlich. Der Hangar ist auch nur 12 x 12 m groß, also bei schlechtem Wetter heißt das Tragflächen demontieren. Für mich: Leider umdrehen und zurück nach Muchamiel... Flug im OLC

Am Platz angekommen meldete ich mich dann bei Jo, der in Alicante mit seiner Großfamilie schon seit 19 Jahren lebt. Er hatte die Tage zuvor gerade seinen UL von Deutschland nach Alicante überführt. Und mir auch schon zuvor eine Unterkunft in der Nähe angeboten, die ich nun gerne annahm. Prima! Als ich die Wohnung sah war ich noch mehr begeistert: Super groß, hell, mit Blick aufs Meer, wirklich sehr schön!

Abends und am Abend darauf konnte ich dann seine Frau Karin und seine Kinder kennen lernen. Alle wirklich sehr nett. Sie haben mich sehr freundlich aufgenommen! Javier, der mich viel unterstützt hat und Springreittrainer Andrew waren auch dabei. Alle sind sehr reitbegeistert und ich denke es ist toll in der Familie so ein gemeinsames Hobby zu haben!

Wir konnten auch noch einiges über's Fliegen austauschen. Jo empfahl mir sein Flugplanungs- und Moving Map System "Sky Demon". Als ich es am anderen Tag ausprobiert habe war ich ebenso begeistert und habe es gleich auf meinem Backupsystem installiert. Meines Erachtens wirklich das Beste was ich bisher gesehen habe, Super Tip! Ich kann mich bei Jo und Karin auch nur noch Bedanken für die tolle Gastfreundschaft und Unterstützung! Ohne die wäre Alicante sicher nicht halb so angenehm gewesen.

So konnte ich die Zeit mit Warten auf besseres Wetter ganz gut überbrücken. Morgens ein Frühstück in der Pandoria, dann am Meer im Club Nautico noch einen Caffee con leche und wieder zurück ins Apartment. Das Leben entschleunigt sich plötzlich auf sehr angenehme Art und Weise...

Goals

Focusing on goals means leaving the own comfort zone.

You have to break free and leave your comfort zone. Freedom needs a "first jump over the edge"

- be careful that you fall gently 😉

But after leaving the comfort zone, you realize, that goals loose there meaning. “Burning" miles in a glider is not as important as before. You are already free, so why, to free yourself again? More important is to open the mind to find a broader view of the new world that makes life richer.

After some time you are at the point to leave the newly built comfort zone again to find a new goal and new freedom. Travel again. In the direction that seems the right one from my current perspective.

So there always seems to exist a tension between goals - and a broader view and insight into the world, as Niklas Luhmann described 1973 (Zweckbegriff und Systemrationalität)

Leider wurde das Wetter nicht besser. Immer nur Südwind, also Gegenwind. Aber nicht wie in Deutschland 20 oder 30 km/h, sondern immer gleich 20, 30, 40 Knoten eben richtig viel. Aus Muchamiel bei dem Wind ohne lenkbares Spornrad heraus zu kommen - unmöglich. Und das Gebirge gegen 30 Knoten Wind hoch zu kommen und noch aus Class A heraus zu kommen - auch nicht möglich. Also warten.

Aber wenn irgendwo stranden, dann doch bitte in Alicante! Das war von vornherein der Plan ;-) Die Stadt hat aber auch einiges zu

bieten. Viel mehr als ich mir angeschaut habe. Abends hatten wir ja schon festgestellt - vor 20:30 gibt es nichts zu Essen. Ab 22:00 sind die Strassen dann voll. Auch unter der Woche, in der Vorsaison. An der Hafenpromenade der Altstadt kann man sich ganz gut aufhalten. In der Hauptstrasse Rambla Mendez Nunez gibt es auch einiges Interessantes: Einen super leckeren Kaffee Orientale Borgonesse im Kaffee Borgonesse. Oder ein Eis in der Tüte in Rosenform genau gegenüber. Die belebtesten Strassen in denen man gut Essen und flanieren kann sind die Calle Castanos und die Querstrasse Calle Ildefonso. Dort ist immer etwas los und dort beginnen sich auch nach 24:00 die Clubs zu füllen.

Kulturell ist die Stadt wie es scheint sehr traditionell religiös orientiert. Die Prozessionen sind ein Highlight im Stadtkalender und der Aufwand der dafür betrieben wird ist das ganze Jahr über sehr hoch. An Ostern wird durch die ganze Altstadt bis zur Eglesia de Santa Maria d'Alacant neben der mein Apartment lag eine wohl beeindruckende Prozzesion stattfinden. Wegen des Balkons wird meine Wohnung über Ostern deshalb auch plötzlich vier Mal so teuer wie mir die Vermietern Silviena erzählte.

Aber die Helden der Kultur in Alicante sind offensichtlich andere: Die Firefighter. Den Flugplatz Muchamiel gibt es wahrscheinlich in dieser Ausprägung nur aufgrund der dort stationierten Firefighter. Deshalb müssen sich dort auch alle anderen Flieger erst einmal unterordnen, denn es gilt: Die Firefighter müssen in 60 s in der Luft sein. In dem Volksfest vom 19.-24. Juni spielen sie ebenfalls eine wichtige Rolle. Und im sehr schönen Palacio Provincial de Diputación de Alicante gibt es zu der ständigen Ausstellung zeitgenössischer Kunst im Moment auch eine Ausstellung von Fotografien der Firefighter die sehr an Heldenverehrung erinnert.

Die Leute in Alicante sind aber sehr zuvorkommend und kontaktfreudig. Trotzdem Englisch nicht gerade verbreitet ist, nehmen Sie sich Zeit. Das Wahrzeichen von Alicante die Säule auf dem Plaza de Luceros = Plaza dels Estels ist sehr schön aber dessen Bedeutung blieb mir etwas verborgen. Er wurde auch mehrmals in der Vergangenheit umbenannt mal de Luceros, mal in dels Estels, mal in Plaza del Inpendencia. Auf die Burg über Alicante, die man mit einem Aufzug erreichen kann habe ich es trotz der vielen Zeit nicht geschafft.

Wichtig ist: Man kann in Alicante seine Zeit sehr angenehm verbringen, das ist klar. Es gibt viele nette Leute und vieles zu unternehmen. Da zeigt es sich, dass Segelfliegen und Kilometer fressen nicht immer das wichtigste sind, wenn man mit dem Segelflugzeug unterwegs ist - nicht jedenfalls für mich...


71 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page