Castellon de La Plana, einfach gigantisch! Ein Anflug über das Meer, den Strand und die Palmen ins Sommerparadies - wie im Traum. Flugplatz am Strand, Hotel daneben, mit Blick aufs Meer, Relaxing pur. Und super nette, entspannte Leute. Flugsportatmosphäre am Strand!

Aber spulen wir einen Tag zurück:
Flug von Requena nach Castellon
Nachdem ich morgens in Requena mit Schrecken erkennen musste, dass für Castellon, (dem nahe Castellon de la Plana gelegenen Verkehrsflughafen) nachmittags Wind 22 kts , gust 46 kts (!!!) vorhergesagt waren, im Moment dort aber nahezu Windstille war, hieß das für mich so schnell wie möglich zum Flugplatz. Dort informieren wie ich durch den Anflugbereich Valenzia durchkomme und vor evtl. üblen Winden die 100 km nach Castellon größtenteils durchraddeln. Meine Vermutung war, dass der Wind thermikinduziert sein könnte, führte dazu dass ich möglichst vor starker Thermik dort landen wollte.
Gesagt getan. Die Vorhersage war gegen 11:00 nicht mehr ganz so dramatisch 15 kt, gust 25, aber 11:00 Start, in 300 m Höhe durch der Anflug Valenzia die 50 km in der vorgeschriebenen Höhe durchgeraddelt. Das schöne Steigen zwischenzeitlich durfte ich alles nicht mitnehmen, immer schön 200 bis 300 m über die Gebirgszüge über dem extrem zerklüfteten, menschenleeren Vorgebirge. Danach als ich frei fliegen durfte ging's nur noch hinunter. Ich musste im Lee der Berge an die Küste. Also auch nichts mit Motor aus.
Und schräg über mir die schönsten Leewellen die man sich vorstellen konnte. Rotoren und Lentis waren super zu sehen. Hinter dem 2000 m hohen Gebirge im Landesinneren liegt ein Tal vor dem ca. 1000 m hohen Gebirgszug an der Küste, welches sich von Valenzia ca. 150 km Richtung Norden erstreckt. Bei 40 km/h Wind senkrecht zum Küstengebirge ideale Bedingungen.
Nur nicht für mich. Da ich nicht wusste ob ich landen konnte musste ich noch genügend Sprit bunkern um notfalls auch wieder zurück zu kommen. Leider war die Nottankanlage nicht ganz dicht und meine Schulter war schon ziemlich getränkt vom Sprit.
Über dem Flugplatz in Castellon war ich aber erst einmal "geflasht". Ein super traumhafter Platz, direkt am Strand gelegen, gesäumt von Palmen, direkt neben den Hotelanlagen. Die Optik war überwältigend. Und 5 kt Wind! Also überhaupt nichts!
Castellon de La Plana

Schön gelandet und gleich empfangen worden von einigen Skydivern, die den Platz hauptsächlich nutzen. Viele Informationen ausgetauscht mit einem französischen, hier lebenden Skydiver. Und dann kamen Marco und David und wollten gleich vieles über den Segelflieger wissen. Wie sich heraus stellte sind sie Drachenflieger und wollten nachmittags noch fliegen gehen. Bevor ich meinen Flieger im Tower auch nur anmelden konnte sass ich schon bei Marc zuhause beim Essen. Seine Familie ist sehr nett und er hat ein schönes Haus. So eines hätte ich auch gerne - und nur 500 m zum Flugplatz und 700 m zum Strand!
Drachenfliegen
Danach zu dritt auf den Bartollo. Extrem steil, und enge Sträßchen ins Naturschutzgebiet.


Oben auf dem Gipfel Drachen aufgebaut und los ging's. Marco ist gestartet und hatte gleich dasselbe Problem wie ich.
Die sonnenbeschienen steilen Hänge gingen fast gar nicht, vermutlich wegen der starken Oberströmung im Lee. Damit musste er an dem vorgelagerten Landeplatz landen. Der "richtige" Landeplatz war im Moment auch nicht gut landbar. Der wurde von einer Herde Schafe belagert :-) So war der Abflug von David etwas verzögert. Ich fuhr mit dem Auto zu Marc, sammelte ihn ein und wir fuhren zum Landeplatz. Marc redete mit dem "Pastor" (Schäfer), den er wohl gut kannte. Wir trieben die Schafe etwas zur Seite und David startete. Va bien! Es ging doch. In der prallen Sonne wurde es langsam warm, eben etwas anders als in Bea de Segura.

Wir fuhren zurück zum Flugplatz, verstauten die Drachen (da lagen mindestens noch 10 weitere) und Marc zeigte mir ein paar Hotels. Seine Einladung bei ihm zu übernachten und meine spritgetränkte Kleidung zu waschen wollte ich nicht annehmen, da er am nächsten Tag nach Cadiz zu einem Drachenflugwettkampf aufbrechen wollte und ich seiner Familie auch keine Umstände machen wollte. Wenn er morgen wider Erwarten doch nicht fahren würde bot er an mir seinen Foil Kite zu zeigen. Alle fahren hier mit Foil Kites, weil meist nur 8-9 kts Wind herrschen. Zu wenig für einen normalen Kite, aber optimal für einen Segelflieger!
Dann gab es noch eine Showeinlage der Skydiver, die sich zu zehnt aus dem Flugzeug stürzten und über der malerischen Kulisse der Palmen vor der untergehenden Sonne auf den Strand "stürzten". Einige taten das tatsächlich. In 200 m Höhe gingen sie mit ihren bunten Schirmen in einen Art kreisenden Sturzflug über und fingen sich 10 bis 20 m ab um dann sanft auf dem Strand zu landen. Ein super Schauspiel!

Zudem standen über dem Gebirgszug Richtung Landesinnere immer noch die klar gekennzeichneten Lenti der heute für mich leider nicht nutzbaren, ca. 100 km langen Welle.
Im Hotel angekommen konnte ich dann den Blick auf die hinter den Palmen untergehende Sonne bewundern und noch ein kühles Bier auf der Terrasse unter meinem Zimmer trinken.
Was für ein Tag!

Gestern lief alles etwas ruhiger ab:
Da David ohnehin am Aeroclub war haben wir erst einmal gemütlich in der Flugplatzbar (eher Strandbar) einen Snack vertilgt. Danach hat mir David noch sehr viel bei der Flugvorbereitung für den Flug Richtung Norden geholfen. Drachenflieger die in den Bergen hier fliegen haben eine ganz andere Art und Weise das zu tun. Ich habe sehr viel gelernt und beim Fliegen Richtung Norden hat mir das heute super geholfen. Wichtigste Tools: Google Maps und www.windy.com.

Hätte ich das für den Anflug nach Cerdanja in den Pyrenäen nur auch gemacht, das hätte mir einen Tag gespart siehe Flug im OLC. Aber dann hätte ich auch Igualada nicht gesehen.....
Martin, ein pensionierter Airlinepilot aus Argentinien, dessen Leidenschaft Trikes sind, half mir auch noch beim Tanken. Sehr interessant zu hören was in Castellon so alles los ist. Dann ginig ich noch etwas am Strand spazieren. Selten habe selten einen so schön angelegte Strandanlage gesehen.... Die Einladung der Skydiver für ihre Paella am Abend musst eich leider ausschlagen, da ich mich noch für den Flug am folgenden Tag Richtung Norden vorbereiten musste...