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  • AutorenbildJochen Elser

Flugplanung: Flugplätze und VFR-Karten in Spanien und Marokko

Aktualisiert: 15. Mai 2020


Seien wir realistisch – Für die Behörden benötigen wir amtliche Flugkarten, zum Segelfliegen selbst sind Papierkarten aber nur wenig geeignet. Wir wollen alle unsere Anflugrechner nutzen... Aber klar ist auch, dass wir die Karten auf den Rechnern immer mit amtlichen Karten abgleichen sollten, sonst bleibt zu Recht ein ungutes Gefühl...

Wenn ich zu planen anfange kümmere ich mich aber zunächst nicht um die Art der Karten, sondern suche in der Richtung in der ich fliegen will geeignete Flugplätze die in einem sinnvollen Abstand von ca. einer halben Tagesstrecke liegen. Mit dem Ventus cM würde ich z. B. keinen Platz unter 700 m, besser 1000 m Länge nutzen und auch keinen bei dem im Anschluss direkt stark ansteigendes Gelände liegt. Plätze mit hohen Kunststoffreitern direkt an der Bahn sortiere ich auch direkt aus. Das reduziert die Anzahl der Plätze enorm...

Zudem sollten die Plätze eine ordentliche Infrastruktur aufweisen und am besten noch touristischen Mehrwert bieten. Was nützt es auf einem Platz in einer völlig abgeschiedenen Gegend zu landen? Kein Wegkommen, kein Kraftstoff, kein Urlaubsfeeling, keine sichere Gegend um ein teures Segelflugzeug einfach stehen zu lassen. Ob ein Platz überhaupt in Betrieb ist oder nicht ist im Ausland auch nicht immer so klar.

Ziel ist es eine Art "Roadmap" zu erstellen in der alle wesentlichen Infos übersichtlich dargestellt sind:

Mit welchem Streckenplanungsprogramm oder mit welchem Kartenmaterial man die Planung durchführt ist eigentlich egal. Ich für meinen Teil plane zunächst mit Seeyou die Strecke, schaue mir danach die Flugplätze im Internet an und vergleiche das Ergebnis am Schluss mit den amtlichen Anflugkarten.

Aber ganz so einfach ist das natürlich auch nicht: So ist die Flugplatzstruktur meiner Erfahrung nach in den meisten Ländern völlig anders aufgebaut als in Deutschland. Vereinsplätze gibt es meist sehr wenige, Verkehrslandeplätze für kleine Maschinen häufig auch nicht. Dadurch sind zwangsläufig hin und wieder auch Verkehrsflughäfen mit in der Auswahl, obwohl die für einen Segelflieger sicher nicht gedacht sind. Aber es lässt sich hin und wieder nicht vermeiden auch dort eine Landung in Erwägung zu ziehen... Zudem sind in den Karten private Plätze nicht unbedingt immer auf allen Karten eingezeichnet, man muss sie z. T. wirklich suchen.

Beispiel Spanien: Im Internet findet man eine unglaubliche Anzahl an Flugplätzen z. B. http://ourairports.com/search?q=spain Davon sind aber bei weitem nicht alle in Betrieb, viele nicht nutzbar weil privat oder in schlechtem Zustand und die meisten sind schlicht zu kurz für einen Ventus cM. Infrastruktur gibt es kaum. In Seeyou oder Xcsoar sind wenige und meist auch gut nutzbare Plätze aufgeführt aber manche guten Plätze fehlen schlicht und ergreifend, z. B. einige der privaten Plätze wie Juan Espadafor südlich von Granada. Die staatlichen Aena-kontrollierten Plätze sind in allen Karten vorhanden. Die scheinen zwar zuverlässig anfliegbar zu sein sind aber auch teuer.

In Marokko ist es sicher auch keine gute Idee seinen teuren Flieger an einem Platz im Freien stehen zu lassen, der noch nicht einmal eine Umzäunung hat. Dann doch lieber ein Verkehrsflughafen.

Im nächsten Schritt übertrage ich alle Informationen auf Xcsoar. Das heißt natürlich auch eine Geländekarte erzeugen https://www.xcsoar.org/download/data.html alle Wegpunkte der beflogenen Region von der Welt2000 Datenbasis laden und alle Lufträume herunterladen. Nun sind diese Lufträume nur in den seltensten Fällen aktuell. D. h. es ist unabdingbar diese mit amtlichen Karten zu vergleichen. Bei meinem Flug nach Wien waren weder der Luftraum Wien, noch der Luftraum nördlich München der Xcsoar-Datenbasis aktuell. In diesen Fällen und für die vielen Länder für die es gar keine Luftraumdatenbanken gibt muss man dann eben doch auf Papierkarten zurückgreifen. Dann kommt die spannende Frage: Sind die gewählten Flugplätze in den Karten im Xcsoar überhaupt alle vorhanden? Natürlich nicht alle. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt die Daten von Seeyou und Xcsoar quer zu checken.

Der letzte Teil ist dann aber sich das amtliche Kartenmaterial zu beschaffen und alle Routen noch einmal mit diesen Karten abzugleichen: Frankreich ist kein Problem. Spanien, dort gibt es einige Aha-Effekte welche Plätze auf den Karten überhaupt vorhanden sind, und mit welchen Bahnlängen. Wer völlig aktuelle Lufträume will wird feststellen, dass die Karten im Ausland auch nie wirklich aktuell sind. Hin und wieder sind sie deutlich über ein Jahr alt. Hier gilt die Regel für mich: Aktuelle amtliche Karten und Regeln gibt es immer zu aller erst bei der nationalen Luftfahrtbehörde. Da man fast immer auch Flugpläne aufgeben muss kennt man diese Adressen ohnehin. Z. B. in Spanien, dort gibt es z. B. immer die aktuellen Lufträume: https://ais.enaire.es/insignia/navegador/. Bei der französichen Luftfahrtbehörde ist sogar ein Link vorhanden der auf nahezu alle AIS’s der übrigen europäischen Länder verweist! http://www.eurocontrol.int/articles/ais-online. Und wer Karten für osteuropäische Länder oder gar Russland sucht, der wird erstaunt sein, dass alle Karten für jeden zugänglich einfach im Internet bei den nationalen Behörden verfügbar sind – incl. Anflugkarten, allerdings meist IFR. In Russland sind das über 1000 Seiten! Und wer will sich da noch über die anderen Länder beschweren. Ich denke wir in Deutschland sind hier das Entwicklungsland in dem man für aktuelle Karten immer noch eine Unsumme an Geld ausgeben muss!

Ein spezieller Fall ist z. B. Marokko: Hier sind keine bei uns keine aktuellen Karten käuflich zu erwerben. Von der Idee irgendwelche uralten taktischen Flugkarten der US-Luftwaffe zu verwenden habe ich mich mit Grausen abgewandt. Aus meiner Sicht sind diese völlig ungeeignet. Aber nach einigem Hin- und Her habe ich mich an meine eigenen Regel erinnert mich doch immer direkt an die nationale Luftfahrtbehörde zu wenden. Und, oh Wunder, dort sind alle VFR-Karten in wunderschönen Farben, extrem übersichtlich, frei verfügbar zum Download http://siamaroc.onda.ma/cartes_vfr.htm und nicht nur das: Alle VFR Approach Charts, Terminal Charts und nicht zu vergessen Flugplatzhandlingsinformationen und Flugplatzkarten http://siamaroc.onda.ma/guidevfr.html, http://siamaroc.onda.ma/eAIP/AD/index.htm ! Und wer doch eine elektronische Version möchte: Ein Tip von Rady W. Fahmy, dem Executive Director der African Business Aviation Association war für einen Einzeltrip doch die 30 Tage Trial Version des Jeppesen Flight Deck’s zu beschaffen. Dort ist auch Marokko enthalten. Dies ist als Ipad-App sicher keine schlechte Alternative für alle die ein Ipad besitzen und den Platz im Cockpit dafür nutzen wollen. In Kombination mit einem Kneeboard zwar nicht komfortabel, aber sicher machbar.

Eine Anmerkung an uns alle Segelflieger: Wer sich peinliche Momente sparen will hat meiner Erfahrung mit Motorfliegern nach bei größeren Plätzen nicht nur die Approach Chart zu Hand sondern auch die Karte auf der alle Taxiways und Parkplätze eingezeichnet sind. Das Handling auf dem Flugplatz ist denke ich oft die viel größere Herausforderung als der Anflug. Und man kann sich wirklich unbeliebt machen wenn man den Anweisungen des Kontrollers aufgrund fehlender Orientierung und/oder Verständigung nicht Folge leisten kann…

Eines ist mir aber nach der Vorbereitung auch klar geworden: Luftfahrtkarten anderer wenig beflogener Länder zu beschaffen ist ungleich viel aufwändiger als gedacht. Und die Kartenbeschaffung folgt zumindest im VFR-Verkehr oft anderen Regeln als in Deutschland…

 

Nachtrag 24.03.2018:

So wie ich das im Moment sehe kann man sich extrem viel Stress sparen indem man mit SkyDemon plant. Jo meinte er plane seit langem seine Strecken nun mit SkyDemon und ist sehr zufrieden. Ich kann sagen meine ersten Erfahrungen bestätigen das:

- Sehr aktuelle Flugkarten

- Zuverlässige Flughafeninformationen

- Sehr übersichtlich im Flug und bei der Planung

- Handling extrem gut und intuitiv

- Die Abdeckung ist relativ gut

Und das Wichtigste was mich sehr überzeugt hat:

- Es ist ein Komplettsystem von der Planung auf dem Rechner, Übertragung über die Cloud auf das Moving Mapsystem, völlig problemlos ohne Einweisung nutzbar (und wenn ich das sage will das was heißen...)

- Ein Flugplan wird mit einem Klick erzeugt und auch sofort in allen verfügbaren Ländern an die Flugsicherung versandt (!!!)

Und man braucht kein teures Trip Kit für alle möglichen Länder, sondern für 4 Wochen nur 14 Euro + 5 Euro für 5 Flugpläne!

Beobachte das aber die nächsten Wochen noch weiter...

 

Nachtrag 09.09.2018:

Skydemon ist ein Volltreffer... Seitdem ich Skydemon nutze, habe ich mich nicht mehr mit irgendwelchen Papierkarten beschäftigt. Die sind ohnehin weniger aktuell als die Skydemonversion.

Selbst in Deutschland schaue ich, wenn es um kontrollierte Lufträume geht in der Luft in mein Backupsystem Skydemon (Hauptsystem Anflugrechner Xcsoar). Es ist was kontrollierte Lufträume angeht einfach aktueller, übersichtlicher, vollständiger und besser zu handeln.

Auch die Wetterdaten sind hilfreich wenn man eine geplante Strecken fliegt. Man sieht in der unteren Zeile immer zeitaktuell (bei Internetverbindung in der Luft) ob man im Streckenverlauf in irgendwelches schlechtes Wetter geraten würde.

Aber einen Handlingspunkt sollte man für Segelflieger erwähnen (damit hatte ein Fliegerkamerad Probleme): Wichtig ist im Flugplan immer die maximale Flugstrecke von Hand zu korrigieren bevor man ihn abschickt. Sonst wird der Flugplan wegen zu geringer Reichweite nicht angenommen...

 

Und hier noch eine Zusammenstellung der Besonderheiten der Flugplätze in Spanien die ich auf meinen Flügen angeflogen bin oder zu denen ich zumindest hilfreiche Informationen habe:

Alicante - Muchamiel LEMU

Sehr schöne lange Piste (1000 m) und sehr schöner Hangar. Die Unterbringung hat aber auch ihren Preis: 25 €/Tag (18 m). In der Umgebung kann man etwas Hangfliegen und nach einem leider etwas langen 30 km-Anstieg ins Küstengebirge ist man frei vom Luftraum Alicante und kann das Küstengebirge schön für West-Ost-Flüge nutzen. Leider ist Muchamiel die Hauptbasis für die Firefighter der Umgebung, die in 60 s in der Luft sein müssen. Deshalb sind alle Operations auf der Piste ohne Rollweg sehr limitiert. Flieger zum Start schieben ist nicht. Taxiing nur als Backtrack mit Motor. Deshalb ist der Flugplatz nur für Segelflieger mit gelenktem Heckrad wirklich gut nutzbar.

Granada Juan Espadafor LEJE

Dort war ich nicht. Nicht zu verwechseln mit dem Verkehrsflughafen und dem Militärflugplatz in Granada. Der Platz ist aber ein sehr wichtiger Relaispunkt wenn man in Richtung Gibraltar möchte. Er ist auf nahezu keiner Karte zu finden. Ein privater Platz mit einem sehr netten Besitzer. Vorher anrufen ist Pflicht. Piste 657 m, Hangar mit Tor 11 m Breite. Am Fuße der Sierra Nevada gelegen, gewitteranfällig. Granada ist per Taxi zu erreichen. Gute Empfehlung für jemand der eine schöne maurische Altstadt besichtigen will. Natürlich ist die Alhambra das Aushängeschild. Gute, bezahlbare Hotels.

Beas de Segura LEBE

Am Fuße der Sierra (andere Sierra, nicht Nevada) gelegen. Alle Pistenlängen und Richtungen die das Herz begehrt. Auch alle Kraftstoffsorten und Mechaniker usw. vorhanden. 5 km weiter ist das sehr abgelegene Dorf. Ohne Spanisch kommt man nur schwer durch. Taxi ist teuer. Nur ein (gutes) Hotel, aber praktisch keine Gäste. Deshalb Frühstück in der Bar nebenan. De Besitzer ist selbst auch Ultraleichtflieger, am Flugplatz kennen ihn alle und werden immer nur dieses Hotel empfehlen.

Cordoba LEBA

Da war ist selbst auch nicht, habe mich aber ausführlich informiert. Es ist auch ein wichtiger Zwischenstop Richtung Gibraltar. Lange Pisten. Eigentlich ein Verkehrsflughafen, der aber zu dieser Zeit nicht in Betrieb war und nur durch GA genutzt wurde. Die Luftverkehrskontrolle ist sehr schwer telefonisch erreichbar. Die Flugplatzöffnungszeiten sind begrenzt (weiß nicht mehr 16:00, oder 17:00?), was für Segelflieger etwas unpraktisch ist. Und wer denkt "einfach landen und dann verschwinden geht doch auch" der hat sich getäuscht... Der hohe Zaun und die sehr restriktive Flughafenverwaltung werden das nicht zulassen.

Requena LERE

Requena ist als Relaisstation für Flüge der Küste entlang sehr günstig gelegen, da am nördlichem Rand der Kontrollzone von Valencia. Es ist ein Motorflugplatz mit viel Schulbetrieb. Die Piste ist gut und lang. Die Infrastruktur 1a, aber es ist doch sehr weit in Richtung Valencia. Nichts für einen kurzen Abstecher. Touristisch eher weniger interessant. Das kritischste waren bei mir die extrem starken thermischen Querwinde. Bei der Landung 15 kts, gusts 25 kts Querwind hat man doch selten bei ansonsten prima Wetter.

Castellon de la Plana LECN

Absolutes Highlight: Ausreichend lange Piste direkt am Strand gelegen. Wind ist trotz Küstenlage nur sehr wenig. Sogar Kitesurfer surfen dort nur mit Foilkites. Hotels 100 m weiter. Sehr aktives Fallschirmspringerzentrum. Dahinter direkter Zugang zum Küstengebirge Richtung Norden. Zwar gewöhnungsbedürftig da man Aussenlandeplätze suchen muss, aber zuverlässige Thermik bei Wechsel der Windrichtung gegen Mittag. Nach Süden muss man um Valencia herum fliegen. Sehr angenehme Urlaubsatmosphäre.

Igualada LEIG

Ist ein Segelflugplatz mit langer Piste, die aber ihre Tücken hat: Sehr windanfällig für Nordwind: Nach Südenwesten abfallend und am nordöstlichen Ende ist ein starkes Lee durch einen vorgelagerten Hügel. Bei Nordwind muss also mit Rückenwind gestartet werden. Aber im Gegensatz zu den anderen Plätzen gibt es hier viele Segelflieger, die auch mit einem F-Schlepp unterstützen können. Etwas abgelegen. Hotel ist weiter weg, Barcelona ist ebenfalls nicht leicht zu erreichen - per Nahverkehr leider sehr umständlich, bis zum Bahnhof ist ein Taxi erst einmal unumgänglich.

La Cerdanya

Wer es noch nicht kennt: Sehr schön in einem Gebirgstal gelegen, ähnlich wie St. Moritz in einem Tal zwischen den beiden Hauptkämmen. Die Landschaft ist sehr idyllisch. Schöne Piste, sehr gute Segelfliegerinfrastruktur. Einsteigen in die Wellen der Pyrenäen ist schon kurz hinter dem Haushang möglich. Unterbringung traditionell katalanisch möglich, sehr schön


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